Vollbüttel - Halter sperren nach Wolfsriss ihre Pferde ein

Die ständigen Angriffe im Kreis Gifhorn lassen die Tierbesitzer vorsichtiger werden – und wütender

Von Reiner Silberstein

Gifhorn Der Bericht vergangene Woche über den Wolfsriss im Landkreis Gifhorn, am 22. November bei Müden mit zwei getöteten Schafen, regt die Gemüter der Tierbesitzer: „Wir Tierhalter verstehen einfach nicht, dass ein Raubtier, das sich so stark vermehrt, streng geschützt ist und unsere Haustiere geopfert werden für diese Wolfsideologie!“, schreibt zum Beispiel eine Gifhornerin an die Redaktion. „Was macht es mit dem Besitzer, wenn er seine Tiere morgens auf der Weide findet?“, fragt eine Meinerserin.

Die Gifhornerin hat ihr Pony auf einer Weide in Vollbüttel stehen. Dort befindet es sich in Gesellschaft von 10 weiteren Pferden in Pension. Die zahlreichen Risse in der Umgebung beunruhigen die Halter: Am 11. Juli wurde ein Rind im Nachbarort Leiferde gerissen, am 29. Oktober ebenfalls dort zwei Schafe.

Wir selber mussten es in Vollbüttel leider erleben, direkt neben unserer Pferdeweide, nur 50 Meter entfernt von Wohnhäusern“, schreibt die Gifhornerin. Dort seien am 22. September fünf Kamerunschafe getötet worden. „Seitdem haben wir auch Angst um unsere Ponys und Pferde und sperren sie nachts ein.“

Die Frau ist sich sicher, dass es noch viel mehr Risse gibt, als Öffentlichkeit, Verwaltung und Politik erfahren: Als kürzlich in Winkel fünf Schafe getötet worden sein, habe dies der Besitzer nicht gemeldet: „Viele Schafhalter fürchten Repressalien vor Wolfsbefürwortern!“ Aus demselben Grund möchte die Frau in der Zeitung nicht mit Namen erwähnt werden. „Es ist einfach nur traurig, immer wieder die Fotos der armen, teilweise bei lebendigem Leib angefressen Tiere zu sehen.“

Ja, es gebe Entschädigungen für die Tierhalter, das weiß die Gifhornerin – aber nur, wenn ein „Mindestschutz gemäß Richtlinie Wolf“ installiert ist. Und das heißt: ein mindestens 1,40 Meter hoher Präventivzaun unter Strom. Für den gibt es sogar eine Förderung bis zu einem Wert von 30.000 Euro, wenn im Umkreis von 30 Kilometern Schadensfälle bekannt sind. Aber: „Das reicht bei großen Weiden, unebenem Gelände mit Gräben nicht aus. Außerdem muss der Aufbau selbst getragen werden. Für reine Hobbyhalter ist das nicht machbar.“

Und Geld ist das eine – die Seele tröstet das nicht: „Die Menschen haben eine extreme Bindung zu den Tieren. Unsere Enkelkinder hängen an den Ponys – was soll ich denen sagen, wenn diese zerfleischt auf der Weide liegen?“

So sieht es auch Ulrike Schröder aus der Samtgemeinde Meinersen. Dort sei nachweislich der Wolf GW950m aktiv, der Gründer des Burgdorfer Rudels. Er hat in der Region Hannover, Peine, Celle und Gifhorn Schafe, Rinder und Pferde gerissen und sei schon mal zum Abschuss freigegeben worden. „Das Pony von Frau von der Leyen hat er auch auf dem Gewissen.“

Schröder selbst habe ihr Pony auf einer Weide mit Elektrozaun stehen, an einem Offenstall mit zehn Pferden anderer Besitzer. „Die Förderung zu bekommen ist für Halter, die das als Liebhaberei betreiben, sehr schwierig.“ Sie kennt auch die Folgekosten: für Stromrechnung und Wartung. Zusätzlich habe sie seit kurzem zwei Herdenschutzhunde im Einsatz – ebenfalls auf eigene Rechnung.

Das Umweltministerium bestätigte am Montag auf Nachfrage unserer Zeitung: Bei Müden riss am 22. November definitiv ein Wolf die beiden Schafe. Das ergab die DNA-Analyse.

06.12.2022 Gifhorner Rundschau