Jetzt schreibt das Vollbütteler Kinomuseum selbst Geschichte

Der Förderverein feiert die Eröffnung vor 25 Jahren im einst „verranzten Schuppen“

Von Reiner Silberstein

Vollbüttel Als das Kinomuseum in Vollbüttel zum ersten Mal die Türen öffnete, lief der Film „Titanic“ mit Leonardo DiCaprio auf den ersten Leinwänden der Welt an – der Streifen ist mittlerweile ein Klassiker. Ein Vierteljahrhundert ist das her. Das eigene Jubiläum feierte der Verein der Freunde und Förderer des Museums für Kinematographie vergangenen Samstag mit geladenen Gästen – neben Vortrag, Gesprächen, Speisen und Getränken gab es zum Schluss noch einen Überraschungsfilm aus der Trickkiste.

 

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„Nicht nur das Museum ist 25 Jahre älter geworden“, sagte der Vorsitzende Peter Schade-Didschies bei seinem Rückblick, „uns eint dasselbe Schicksal.“ Ausnahmsweise waren auf der Leinwand keine Bewegtbilder sondern Dias von den Aufbautagen zu sehen. Das Museum sei vor allem ein Ort der Geschichten geworden – Geschichten von Erfindern und Konstrukteuren, aber auch von denen, die das Haus aufgebaut und mit Leben gefüllt haben.

Ende der 80er Jahre habe die Sammelleidenschaft von Schade-Didschies für alte Kinotechnik „die Grenzen eines normalen Haushalts gesprengt“. Aus diesem Grund sei die Idee mit dem Museum entstanden und mit weiteren Technik-Fans der Verein gegründet worden. Der zählt heute rund 80 Mitglieder, Schade-Didschies ist seit 34 Jahren Vorsitzender.

Bis ein passendes Gebäude gefunden war, dauerte es noch einmal sechs Jahre – dann aber quasi gleich um die Ecke von Schade-Didschies’ Haus: Die Gemeinde Ribbesbüttel hatte das alte Raiffeisengebäude am Vollbütteler Sportplatz erworben, der Verein wurde Dauermieter. Die Immobilie sei damals ein „verranzter Schuppen“ gewesen, den die Mitglieder wieder herrichteten. „Er war so voller Staub, dass wir das Gebälk geflutet haben. Die braune Suppe floss nach draußen.“

Die Mitglieder „rasten durch die Republik“, um aus den zu der Zeit zahlreich abgerissenen Lichtspielhäusern zu retten, was zu retten war. „Wichtig war uns auch die Nachhaltigkeit, wir verwendeten viele gebrauchte Materialien“, scherzte der Vorsitzende, „wir hatten ja kein Geld.“ Aber so landeten im Museum zum Beispiel auch 70 Jahre alte Eichen-Türzargen aus einem alten Kino in Peine und eine hölzerne Heizungsverkleidung aus einer Sporthalle. „Wir haben sonst alles selbst gemacht, auch die Toiletten eingebaut.“

Statt eines Zehnjahresvertrags wäre auch einer über 25 Jahre möglich gewesen, sagte Schade-Didschies. Aber: „Es hat niemand gewusst, ob das Museum so lange bestehen bleibt.“ Dass es so kam, sei nicht nur ein Verdienst der Mitglieder, Freunde und Besucher gewesen, sondern auch vom damaligen Kreis-Kultur-Dezernenten Gero Wangerin, der der Feier ebenfalls beiwohnte. Er sagte: „Die Bedeutung dieses Museums geht über die Kreisgrenzen hinaus.“ Und das Engagement der Vereinsmitglieder sei ein Paradebeispiel für das Ehrenamt.

Gemeindebürgermeister Hans-Werner Buske hatte als Geschenk eine alte Filmrolle dabei – „wir wissen nicht, was darauf zu sehen ist“. Es sei toll, was der Verein geschaffen hat. Auch Samtgemeindebürgermeister Jannis Gaus war voll des Lobes: „Jetzt haben Sie selbst Geschichte geschrieben. Es ist wichtig, dass das Museum erhalten bleibt.“

Denn das sei nicht selbstverständlich, wie Schade-Didschies im Rundschau-Gespräch betonte: Das Museum spreche sowohl Kinder als auch ältere Menschen hervorragend an, aber die mittleren Jahrgänge seien schwer erreichbar. Und dabei bräuchte der Verein dringend neue Mitglieder dieser Altersstufe, um sich am Leben zu halten. Doch die geringe Bindungsbereitschaft der Menschen an Vereinsarbeit ziehe sich durch alle Bereiche der Gesellschaft.

In der Zukunft gebe es noch viel zu tun, sagt der Vorsitzende: „Wir haben immer noch nicht alle Bestände gesichtet.“ Mal ein Besuch im heutigen Kino mit aktuellen Filmen? „Dafür haben wir gar keine Zeit!“

21.11.2022 GR