Bus-Chaos vergällt Vollbütteler Erstklässlern Schulstart
Verspätet, voll, verfahren: Eltern sehen Gefahren für ihre Kinder. Warum die Verkehrsgesellschaft VLG dennoch mit sich zufrieden ist.
Christian Franz
Gifhorn Ihr Start als Schulkinder wurde den Vollbütteler Erstklässlern nachhaltig getrübt, glaubt man den Eltern im Dorf. Voller Sorge und Unruhe betrachten sie den missglückten Start der Schülerbeförderung zur Grundschule im Nachbardorf Ribbesbüttel nach den Ferien. Grundschul-Rektorin Gabriele Meiners bestätigt das Anliegen der Eltern, will sich aber nicht inhaltlich äußern: Man sei auf einem guten Weg. Die Gifhorner Verkehrsgesellschaft VLG räumte einen Fahrer-Fehler ein, hält sich aber umfangreiche Verbesserungen zugute.
Vollbütteler Grundschuleltern sind nach den Ferien unzufrieden mit dem Start der Schülerbeförderung für Erstklässler nach Ribbesbüttel. (Symbolfoto) Gottfried Frese Gottfried Frese
Eine Vollbütteler Mutter schildert das Problem aus ihrer Sicht: Die VLG habe einfach die Buslinie 185 gestrichen, ohne die Grundschule Ribbesbüttel zu informieren. Dieser Bus hole die Kinder in Vollbüttel ab, um sie zur Grundschule zu bringen.
Nach vier Tagen fuhr der Bus wieder, es soll sich um ein Versehen gehandelt haben. Jedoch werde nur ein kleiner Bus mit vielleicht 15 Sitzplätzen eingesetzt. Somit müsse ein Großteil der Schülerinnen und Schüler stehen – auch Erstklässler. „Das geht absolut gar nicht.“ Sei der Bus doch außerorts unterwegs.
Dazu bestehe kein Verlass, dass der Bus die Grundschule Ribbesbüttel anfährt: „An einem Morgen wurden die Kinder an der Peiner Landstraße rausgelassen und mussten an der Hauptstraße entlang zur Grundschule laufen.“ Die Peiner Landstraße ist die Ribbesbütteler Ortsdurchfahrt der Pendlerstecke L 320. Aus Sicht der Eltern ist unabdingbar: „Die Kinder müssen an die Grundschule gefahren werden, um dort von einer Lehrerin in Empfang genommen zu werden.“ Die Erstklässler seien durch das Chaos an ihrem zweiten Schultag völlig überfordert gewesen.
Nur durch Glück konnte demnach eine Vollbütteler Mutter Schlimmeres verhindern: Sie sah den Bus auf ihrem Arbeitsweg an der Landesstraße halten. Sie hielt sofort an und begleitete die Kinder zur Schule. Sie hätten teilweise nicht gewusst, wo sie entlanggehen mussten. Wegen einer Baustelle am Kindergarten Ribbesbüttel sei zurzeit kein Durchgang zur Schule möglich. Die gesamte Wegstrecke zur Schule hätte also an Hauptstraßen entlanggeführt.
Ferner berichtet die Vollbütteler Mutter: „Es wurde noch ein zweiter Bus eingesetzt, die Linie 111. Dieser fährt etwas später. Dabei handelte es sich ebenfalls um einen kleinen Bus und die Schülerinnen und Schüler, die mit der Linie 185 nicht mitgenommen werden konnten, mussten darin ebenfalls stehen. Allerdings kam dieser Bus überhaupt erst um 8.19 Uhr statt um 8.05 Uhr. Unterrichtsbeginn in Ribbesbüttel ist aber um 8.15 Uhr.“
Die Vollbüttelerin hat eine klare Erwartungshaltung an den Landkreis, dem die Verkehrsgesellschaft zu 100 Prozent gehört: „Eltern müssen sich auf den Schülertransport verlassen können. Auf der einen Seite möchte man die Elterntaxis an den Schulen unterbinden, aber dann muss auch Verlass auf einen Schulbus sein.“ Landrat Tobias Heilmann (SPD) hatte erst in den Sommerferien seinen Anspruch an die Schülerbeförderung bekräftigt: „Hausaufgaben muss der Kreis machen, um die Schülerbeförderung so zu organisieren, dass alle Schüler im vernünftigen Zeitrahmen gefahren werden.“
Vor diesem Hintergrund nehmen die beiden Geschäftsführer Stephan Heidenreich und sein Nachfolger Christian Geymeier Stellung zu den Vollbütteler Vorkommnissen: „Bei der Linie 185 handelt es sich nicht um eine Schulbuslinie für die Grundschule Ribbesbüttel, sondern um eine öffentliche Linie, die viele Funktionen erfüllt und mehrere Schulen anbindet. Aufgrund verschiedener neuer Anforderungen zum Fahrplanwechsel wurde der Fahrplan der Linie 185 am Morgen geringfügig überarbeitet. Aus der bisherigen einzelnen Fahrt zur Schule nach Ribbesbüttel wurden zwei Fahrten, eine Fahrt der Linie 185 und eine Fahrt der Linie 111 mit zeitlichem Abstand. Die Aussage, es würden nur kleine Busse fahren, ist nicht richtig. Die Schule wird vielmehr durch einen kleineren Midibus mit 25 Plätzen und einen Standardbus bedient, während bisher nur ein einziger Standardbus fuhr.“ Am zweiten Schultag der Erstklässler habe der eingesetzte Fahrer des kleineren Busses übersehen, die Haltestelle direkt an der Schule zu bedienen, so dass Schüler dieses Busses an der Haltestelle an der Peiner Landstraße aussteigen mussten. Bereits die folgende Linie 111, also der zweite Bus, habe die Haltestelle an der Schule in Ribbesbüttel korrekt bedient.
Die VLG-Chefs geben zu bedenken: „Im Hinblick von fast 10.000 Fahrten in der ersten Schulwoche und über 100.000 beförderten Schülern sind solche Einzelfälle leider nicht gänzlich zu vermeiden. Die VLG hat die letzten Monate und Wochen intensiv dazu genutzt, neue Fahrer einzustellen und zu schulen, neue Busse zu beschaffen, die Fahrpläne geänderten Schulanfangszeiten anzupassen und damit umfangreiche Vorbereitungen getroffen, den Schulstart trotz weiterhin schwieriger Rahmenbedingungen und leergefegtem Busfahrermarkt bestmöglich zu gestalten.“
16.08.2024 Gifhorner Rundschau