Problemlöserin geht in Rente
Renate Finke war 35 Jahre lang Gemeindesekretärin in Ribbesbüttel.
Reiner Silberstein
Ribbesbüttel. Wenn Renate Finke kommende Woche Freitag die Tür des Gemeindebüros in Ribbesbüttel hinter sich zuschließt, dann tut sie das zum letzten Mal. 35 Jahre lang war sie die Gemeindesekretärin - jetzt geht sie in den wohl verdienten Ruhestand. Ilona Merten ist ihre Nachfolgerin.
Renate Finke (rechts) lernt Nachfolgerin Ilona Merten im Büro schon seit Anfang Oktober an. Foto: Reiner Silberstein
Finke weiß noch genau, wie alles angefangen hat: "Bürgermeister Joachim Pahlmann kam eines Abends zu uns nach Hause und wollte mich unbedingt stundenweise beschäftigen." Wegen der beiden Kinder Timo und Dennis hatte sie ihren Job bei Volkswagen aufgegeben. Nun startete sie mit einer elektrischen Schreibmaschine zehn Stunden wöchentlich im Dienste der Gemeinde - "ich habe viel von zuhause gemacht. Aber einmal in der Woche hatte ich eine Sprechstunde im Büro". Heute gebe es so viel Arbeit in der Gemeinde, dass sie zehn Stunden täglich dort sitzen könnte. Seit zehn Jahren arbeitet sie in Vollzeit.
Die heute 63-Jährige hat mehrere Bürgermeister kommen und gehen sehen: Nach Pahlmann kam Otto Traichel, dann Heinrich Stieghahn, Ulf Kehlert und wieder Stieghahn. "Mit Heinrich bin ich nun insgesamt 25 Jahre lang ein Team." Und in der ganzen Zeit habe sich einiges getan in der Gemeinde: "Ich habe anfangs den Ausbau des Vollbütteler Saals erlebt." Der war von der Gemeinde für 30 Jahre gepachtet worden - "und die sind schon wieder vorbei!"
In Erinnerung sind Finke aber auch der Aufbau des Kinomuseums geblieben und der Ausbau des Raiffeisengebäudes. "Besonders schön fand ich die 1000-Jahr-Feier in Ribbesbüttel. Die Bewohner haben gezeigt, was Kante ist. Der Umzug war ein einschneidendes Erlebnis."
Aber auch einige Anekdoten aus ihrer Arbeitswelt gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf: "Ich musste manches Mal über den Acker laufen, um Unterschriften von Heinrich zu holen." Einmal habe sie auch im Stall erst einmal warten müssen, bis das Kälbchen geboren war. "Ich hatte Tränen in den Augen, so was habe ich ja noch nie gesehen."
Auch daran erinnert sie sich: Einmal habe eine ältere Dame angerufen, der eine fremde Katze ins Haus gehuscht sei. Dann habe der ungebetene Gast den Sessel des Haushundes besetzt, der sich wohl nicht traute, den Stubentiger zu verjagen. "Nun sollte ich etwas machen!"
Und Finke hat etwas getan: Per Telefon die Schwiegertochter der Dame alarmiert, die dann zum rettenden Einsatz eilte. "Probleme zu lösen, das ist meine Berufung gewesen", sagt die baldige Rentnerin. Das habe sie so gern gemacht, weil sie so gern mit Menschen zusammenkommt, viele Freunde habe sie durch ihren Job gefunden - das werde ihr fehlen.
Langweilig wird ihr aber sicherlich nicht: Sie werde ihren Sohn Dennis unterstützten, der eine Firma gegründet hat (mit dem "Spinsafe", wir berichteten), viel Zeit mit ihrer Enkeltochter Lilli und mit Segelfreunden auf der Nordsee verbringen. Einen zusätzlichen Termin hat sie gleich im Dezember: im Fitnessstudio.
Nachfolgerin Ilona Merten aus Triangel sitzt schon seit 1. Oktober neben Finke im Ribbesbütteler Gemeindebüro und wird von ihr angelernt. Sie hat vorher in der Gemeinde Brome gearbeitet.
GR 04.12.2018