Auf den Spuren der Edelherren
Ein Vortrag offenbart interessante Geschichte von Aller und Oker.
Anja Alisch
Vollbüttel. Einen Baggerbiss hat es am Weinberg in Meinersen noch nicht gegeben. Eine Grabung auch nicht. Und doch steht fest, dass sich am östlichen Okerufer noch eine ganze Menge Geschichte verstecken muss. Zu diesem Thema hatte die FDP Gifhorn-Süd im Rahmen eines umfangreichen Vortragsabends eingeladen - und das Kinomuseum platzte fast aus allen Nähten.
Und obwohl in Vollbüttel gelegen, ist die Geschichte der Edelherren aus Meinersen dort nicht ganz falsch untergebracht, wie Hausherr Peter Schade-Didschies verriet: Bei der Suche nach einem geeigneten Standort für das Museum wäre die Wahl fast auf Meinersen gefallen. Was aber hat es mit einer Burgstelle im Ort auf sich? Archäologe Klaus Borchert zeigte zunächst, dass sich der Verlauf der Oker zur Aller hin veränderte, die Mündung rutschte - wahrscheinlich durch einen Klimawandel bedingt - auf kürzerem Weg zum Treffpunkt in Müden weg von Wienhausen.
Das machte Meinersen zum strategisch günstigen Herrensitz von Edelherrn (später wurden daraus Freiherrn/Barone). Ihr Auftreten in der politischen Welt ist ab 1142 dokumentiert, auch in der sogenannten "Gründungsurkunde der Hanse" tauchen sie auf. Einer Aufzeichnung aus den 1950er Jahren ist die Lage der Burg klar zu entnehmen: ein 62 mal 43 Meter großes Areal, rund 125 Meter vom Köthnerhof entfernt. Heute befinden sich darauf Stall und Reitplatz.
Auf den Spuren der Edelherren von Meinersen: Klaus Borchert (links) und
Hans Altenburg referierten im Kinomuseum zur regionalen Geschichte an Al-
ler und Oker. Foto: Anja Alisch
Historiker Hans Altenburg ergänzte dies durch umfangreiche genealogische Tafeln. Eine immense Forschungsarbeit, da nur noch 2 bis 3 Prozent der Originalquellen erhalten blieben, der Großteil verschwand zwischen 1945 bis 49. Anhand der Namen und familiären Verbindungen zog er Schlüsse darauf, dass die Meinersener Herren von der Quelle bis Müden eine Kontrolle des gesamten Flusslaufs ausübten mit Meinersen als Zentrale. Eine Wasserburg habe es aber nie gegeben.
Altenburgs Fazit: Es gibt noch Arbeit für Historiker.
GR 27.10.2018