„Flug der Stare“: Ein altes Haus und drei Schwestern
Von Thorsten Behrens

Claudia Jünemann veröffentlicht ihren zweiten Roman – Eine kleine, leise Dorfgeschichte
Vollbüttel.
Es sind die kleinen Orte, die Claudia Jünemann aus Vollbüttel reizen. Die Leiterin der Grundschule in Wasbüttel, sie unterrichtet selbst Mathematik und Sport, hat jetzt ihren zweiten Roman veröffentlicht: „Flug der Stare“. Und wie der erste Roman, „Livs Glasmurmeln“ (erschienen 2021), spielt ihr zweites Buch in einem überschaubaren Umfeld. Für drei Tage wird ein altes Haus in einem Rundlingsdorf im Wendland Schauplatz einer Familiengeschichte, Treffpunkt dreier Generationen.
Drei Schwestern und ein altes Haus
In „Flug der Stare“ geht es um die Schwestern Luise, Meta und Elisabeth. Luise ist tot – und Meta weiß nicht, was besser ist, langsam oder schnell sterben. Aber sie weiß, sie wird in ihrem Elternhaus bleiben, etwas anderes gab es da nicht. Wäre da nicht Elisabeth, ihre Schwester, die andere Pläne hat. Unterschiedliche Welten treffen aufeinander, und so manche Klarheit gerät ins Wanken. Der Roman erzählt von verschiedenen Sichten auf die Welt und davon, wie besondere Momente Spuren hinterlassen.
Eine Hausbesichtigung auf dem Papier
Spuren haben die Momente, hat das Leben auch an dem alten Haus hinterlassen – dem eigentlichen Protagonisten der Geschichte. Das in die Jahre gekommene Fachwerkhaus steht irgendwie symbolisch auch für die Geschichte, für die Hauptfigur Meta Rogge steht. „Man sieht Leben häufig nur von außen. Ich nehme die Leser und Leserinnen mit auf eine Hausbesichtigung, wir öffnen die Türen und treten hinein, machen einen Rundgang und schauen uns das Leben hinter den verschlossenen Türen an“, sagt Claudia Jünemann. Und dann seien da noch die Stare, die durch die Luft flögen, von denen sich die Menschen noch einiges abschauen könnten…
Die Geschichten von Claudia Jünemann beginnen immer mit einer Person. „Wenn ich die gefunden habe, sie sogar noch einen Namen hat, dann geht ihr Leben in meinem Kopf los. Das war bei meinem ersten Roman ebenso. Ich interessiere mich schon immer für Menschen, auch beruflich, nun eben auch beim Schreiben.“ Anstoß für die Hauptfigur in „Flug der Stare” gab Claudia Jünemanns Großtante, die vier Jahre im Alter von 96 bis 99 Jahren bei ihr gewohnt hat und von der sie sich einige Themen und Verhaltensweisen abgeguckt und als Vorlage genommen hat.
Genauer Plan nur für die Struktur
Die Leiterin der Wasbütteler Grundschule hat Wochenendseminare zum Thema Schreiben besucht und viele andere Wochenenden dafür genutzt. „Nachdem meine drei Kinder nun erwachsen ausgezogen sind, entstand privat etwas Freiraum. Ich habe das große Glück, dass mein Mann mich unterstützt und wir meine Romanfiguren bei uns einziehen lassen. Wir entwickeln Pots gemeinsam und sprechen häufig abends darüber“, erzählt die Autorin.
Die Geschichten entwickeln sich während des Schreibprozesses. „Ich habe zu Beginn viele Ideen, bei diesem Buch waren es erst drei Perspektiven, dann bin ich jedoch nur noch mit meiner jetzigen Hauptprotagonistin weitergegangen.“ Einen genauen Plan im Vorfeld gab es nur in der Struktur, jedoch nicht im Inhalt.
Noch keine Idee für das dritte Buch
Und von der Idee bis zur jetzigen Veröffentlichung war ein ein weiter Weg. „Ich hatte den Text schon etwas länger liegen, aber es brauchte noch meinen Sohn Jano, der mich immer wieder antrieb, damit ich ihn mutig auch veröffentlicht habe.“
Und gibt es bereits Ideen für ein neues Buch? „Nein, leider noch nicht. Aber sicher ist, dass ich noch eines schreiben werde. Und irgendwie scheinen kleine, leise Dorfgeschichten mein Thema zu sein...“, sagt Claudia Jünemann.
Das Buch ist unter anderem in Gifhorn in den Buchhandlungen Dänzer und Nolte sowie bei Graff in Braunschweig erhältlich. Bestellbar ist „Flug der Stare“ aber auch in jeder anderen Buchhandlung mit der ISBN 9783819200205. Das Taschenbuch hat 208 Seiten und kostet 12 Euro.
2025-09-25 Aller Zeitung